SchloR (Schöner leben ohne Rendite) finanziert den Bau der Wohn-, Arbeits- und Kulturflächen in einem Gewerbegebiet in Simmering unter anderem über das Mietshäusersyndikat (in Österreich habiTAT). Sie entziehen über dieses Modell dauerhaft die Wohnungen dem freifinanzierten Immobilienmarkt. SchloR verzichtet gänzlich auf Bankkredite und stellt die finanziellen Ressourcen auf durch Crowdinvesting, einen Kredit der Stiftung umverteilen sowie das Finanzierungsmodell habitTAT.
SchloR ist eine private Initiative, die nicht für Private baut, sondern Vergesellschaftung von Immobilien anstrebt. Modelle wie „Pay as you can“ (wer mehr verdient zahlt eine höhere Miete) werden gemeinschaftlich diskutiert und umgesetzt. SchloR macht auch keine Kompromisse bei der ökologischen Bauweise. Holzriegelbau mit Zellulose als Dämmmaterial. Die asphaltierten bestehenden Wege werden entsiegelt. Durch die Möglichkeit vor Ort zu arbeiten (Ateliers, Werkstätten, Trainingsräume…) wird Verkehr reduziert. Die Kulturflächen stehen für Übungszwecke, Konzerte etc. der Allgemeinheit zur Verfügung.
Im Folgenden greifen wir einige Blickpunkte aus der Podiumsdiskussion im Albert-Schweitzer-Haus am 22. November 2022 heraus:
- Immobilien sind immobil. D.h. der Boden, auf dem diese Immobilien stehen ist (in einer Stadt) nur begrenzt verfügbar. Bodenpreise als Schlüssel.
- Extremer Nutzungsdruck auf Stadträume. Dort wo die Bevölkerungsdichte am höchsten ist, fehlen auch die öffentlichen Räume. Vgl. Heatmap Vienna.
- Wohnungspolitik wird vom Bund gemacht. Im derzeitigen Regierungsprogramm sind 45 Reformpunkte festgehalten. Bisher wurde kein einziger umgesetzt.
- Ausgenommen in der Wohnungspolitik ist die Wohnbauförderung, die Ländersache ist. Wollen die Länder Reformen selber einbringen, müssen diese so gering ausfallen, dass sie nicht unter „Wohnungspolitik“ fallen. Vgl. Leerstandsabgabe.
- Die Werte- und Normhaltung zum Thema Wohnen muss auf politischer Ebene transformiert werden – weg vom Eigentum als immanenter Wert hin zu qualitativem Wohnen. Erst dann werden andere Entscheidungen getroffen werden.
- Eigentum vs. Miete: in einer Gesellschaft mit einer hohen Scheidungsrate ist Mieten ideal als Altersvorsorge.
- Aufhebung der Ausstellung von befristeten Mietverträgen wäre für viele Probleme Teil der Lösung (Fehlende Investitionen in Mietwohnungen, unverhältmäßiges Ansteigen von Mieten, Überprüfung von unabhängigen Stellen (Schlichtungsstelle) des Mietzinses/Betriebskosten etc.).
- Das Wissen um Zugang zu Wohnungen (v.a. gemeinnütziger Bereich), Unterstützung bei rechtlichen Angelegenheiten, … ist autozentriert. Wissen muss allen Bürger:innen zugänglich gemacht werden. Chancengleichheit für Bürger:innen in den Bereich Bildung, Wohnen, öffentlicher Raum etc.
- Baugruppen schließen aufgrund der benötigten zeitlichen und finanziellen Ressourcen viele Menschen aus. Es braucht eine neue Form des gemeinsamen Bauens. Beispiel für ein Wohnprojekt, welches auf fehlende Ressourcen Rücksicht nimmt ist: Mischa (https://mischa.wien)
- Zeitaufwand in gemeinschaftlichen Projekten: ja, es ist unabdingbar, dass man sich mit zeitlichen Ressourcen einbringt. Aber andererseits ist auch die Schaffung des „Eigenheims“ mit großem Aufwand verbunden!
- Dominanz des privaten Sektors v.a. durch das Geld, das auf den Markt drängt. Dadurch verschlechtern sich die Mietkonditionen (Befristungen, qualitativ schlechter Wohnbestand) und wertvolles Bauland wird meistbietend verkauft – auch von staatlicher Seite aus. Klare Regeln statt Empfehlungen für den Verkauf von staatlichen Grundstücken.
- Wohnen sollte keine Ware sein. Menschenrecht Wohnen nicht am Markt regeln.
Das Podium teilten sich:
Cornelia Dlabaja, Institut für Soziologie, Universität Wien
Rainer Hackauf, Mitinitiator SchloR, Bureau für Selbstorganisierung
Thomas Ritt, Abteilungleiter Kommunalpolitik und Wohnen, AK Wien
Moderation: Brigitte Theißl, an.schläge
Im Vorfeld der Diskussion haben wir im Rahmen einer Straßenumfrage in Breitensee, 14. Gemeindebezirk, Stimmen eingefangen zum Thema Wohntraum, Wohnen in der Stadt:
Aktualisierung erforderlich!
Um die VideoDatei abspielen zu können, aktualisieren Sie bitte Ihren Browser oder installieren Sie eine aktuelle Verison des Flash plugins.
Die Podiumsdiskussion ist auf Youtube nachzuhören.
Schreiben Sie uns gerne ihre Gedanken und Ideen per Mail oder ins Padlet.
Herzlichen Dank an Martin Kohl vom Weingut Kohl für die Getränke! Herzlichen Dank an Doris von der Südwind Buchhandlung für die passende Literatur am Büchertisch!
Nächste Veranstaltung in der Reihe future:changes im Frühjahr 2023.