Dieser Tag fällt heuer auf den 14. Februar, auffälliger war im Stadtbild der letzten Tage aber wohl eher der Valentinstag. Herzen überall, auf den Gender Pay Gap wird in der Öffentlichkeit weniger hingewiesen. Mit der Liebe lässt sich mehr Geld machen, als mit dem Hinweis auf Ungerechtigkeit.
Worum geht es beim Equal Pay Day? Statistisch gesehen bekommen Frauen in Österreich im Jahr 2024 durchschnittlich um 12,4% weniger Gehalt als Männer. Rechnet man zusätzlich noch die hohe Quote teilzeitarbeitender Frauen mit ein, ergibt sich sogar ein Gender Pay Gap von 35%.
Die gute Nachricht? Der Gender Pay Gap wird kleiner. Die schlechte Nachricht? In dem Tempo, in dem der Gender Pay Gap momentan schrumpft, braucht es bis zum Jahr 2321 bis wir Lohngerechtigkeit zwischen den Geschlechtern erreichen.
Beschweren sich Frauen über schlechte Bezahlung wird ihnen oft vorgeworfen, sich für den falschen Beruf entschieden zu haben. „Wärst du halt nicht Kindergartenpädagogin/Frisörin/Altenpflegerin... geworden!“
Ein Blick ins Berufslexikon des AMS macht Gehaltsunterschiede zwischen den Branchen schnell offensichtlich.
Ein:e Elementarpädagog:in bekommt mit dem Abschluss einer BHS ein Einstiegsgehalt laut Kollektivvertrag von 2.480€ bis 2.690€. Ein:e Mechatroniker:in bekommt mit dem Abschluss einer BHS ein Einstiegsgehalt laut Kollektivvertrag von 2.950€ bis 3.030€.
Treffen in Zukunft alle ihre Berufswahl nach dem Kriterium, in welchem Job die Arbeit am besten finanziell entlohnt wird, wer betreut dann unsere Kinder?
Gegen dieses Vorgehen spricht u.a. die „Abwertungstheorie“. Arbeit von Frauen wird mit geringeren Summen entlohnt, als die Arbeit von Männern. Kommen plötzlich viel mehr Frauen in eine Branche und üben einen bestimmten Job aus, wird dieser in weiterer Folge schlechter bezahlt. Abgesehen davon ist die Lohndiskriminierung in Branchen, in denen mehr Männer arbeiten und diese besser entlohnt werden, besonders groß. Wie wird unsere Gesellschaft funktionieren, wenn Frauen „systemrelevante“ Arbeit zugunsten besser bezahlter Arbeit niederlegen.
Eine gute Nachricht ist, dass es Möglichkeiten gibt, den Gender Pay Gap weiter zu verringern.
- Transparenz bei Gehältern. Keine Scham über das eigene Gehalt zu sprechen und bei anderen nachzufragen.
- Frauenquoten
- Ausbau von Kinderbetreuung und Altenpflege
- Verpflichtende Väterkarenz zu gleichen Anteilen mit den Müttern
- Frauennetzwerke gründen und diese nutzen
- …
Für viele dieser Maßnahmen bräuchte es politischen Willen und Entschlüsse dazu. Bevor wir auf diese warten (aktuell wird in der österreichischen Innenpolitik eine Großelternkarenz diskutiert) fangen wir Frauen selber an, mutig unseren Anteil einzufordern und zu nehmen. Seien wir uns dem Wert der eigenen Arbeit bewusst. Sprechen wir über unser (niedriges) Gehalt und fordern Transparenz über den Verdienst bei den männlichen Kollegen ein. Fühlen wir uns nicht alleine verantwortlich für eine saubere Familienwohnung. Machen wir aufmerksam auf Ungerechtigkeiten und haben wir bei der nächsten Familienfeier gute Argumente parat! Suchen wir uns Verbündete und seien wir lästig. Oder in Worten der ersten Frauenministerin Österreichs, Johanna Dohnal:
„Aus taktischen Gründen leise zu treten, hat sich noch immer als Fehler erwiesen.“