Beim Treffpunkt haben wir erfahren, dass Grete Rehor, auch bekannt als „schwarze Kommunistin“, da Mitglied der ÖVP mit Hang zum sozialistischen Denken und Handeln, die erste Frau in Österreich war, die ein Ministerinnenamt innehatte. Damit bewirkte sie ein Umdenken der männlich besetzten Posten in der Politik und öffnete vielen Frauen die Tür in die Politik.
Ganz in der Nähe, nämlich beim Parlament, erzählte Petra Unger die Geschichte der „Mörtelweiber“. Diese rund 10.000 Bauarbeiterinnen leisteten einen wesentlichen Beitrag zum Bau des Parlaments. Unter schlechteren Arbeitsbedingungen als ihre männlichen Kollegen. Eine Beobachtung: Die Statuen um und im Parlament zeigen Großteils Männer.
Nicht zu vergessen ist, dass die Politik von Männern für Männer gemacht wurde und Frauen immer auch eine Anpassungsleistung erbringen mussten. Damals wie heute sind Politikerinnen immer wieder von medialen Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen konfrontiert. Auch klassisch männlich konnotierte Politiker*innenposten werden dementsprechend besser bezahlt.
Nichts desto trotz und gerade deswegen dürfen wichtige Wegbereiterinnen nicht vergessen werden. Lesen wir über sie, informieren wir uns über ihre Lebensrealitäten und erzählen wir ihre Geschichten!
Therese Schlesinger und Adelheid Popp waren zwei Frauen, die politisch für die Rechte der Frauen gekämpft haben. Sie setzten sich für die Arbeiterinnen ein, forderten unter anderem den Zugang zum Hochschulstudium, Mutterschutz für Arbeiterinnen, freie Arbeitswahl sowie das Frauenwahlrecht. Schon damals setzte sich Adelheid Popp für die Auflösung der Doppelbelastung – nämlich Haus- und Erwerbsarbeit - der Frauen ein. Bis heute ist diese Auflösung nicht gelungen.
1918 wurde das Wahlrecht für Frauen eingeführt.
Auch Amalia Seidel gehörte zum Kreis der ersten Frauenbewegung und war eine der ersten sozialdemokratischen Abgeordneten, sie initiierte 1893 den Textilarbeiterinnenstreik, der letztendlich zu Lohnerhöhung, Arbeitszeitverkürzung und besseren Arbeitsbedingungen führte.
Gisela Lafler einst als Dienstmädchen des Sohnes von Viktor Adler schaffte es aus dem unzulänglichen Beruf und wurde gewerkschaftlich aktiv. Sie setzte sich für die Rechte der Dienstmädchen ein, gründete einen Verein, in dem für die zentralen Anliegen der Dienstmädchen gekämpft wurde.
Leider besteht das Problem der unsichtbaren und prekären Lebenslagen von Dienstpersonal, sowie der gewaltvollen Ausbeutung vielerorts noch bis heute. Meist wird die Haus- und Reproduktionsarbeit von privilegierten Frauen auf Frauen aus prekären Lebenslagen ausgelagert.
Beim Burgtheater wurde der Beruf der Souffleuse beleuchtet. Frauen waren lange im Schauspiel verboten, die Rahmenbedingungen sind bis heute nicht auf die Lebenswelt der Frauen ausgerichtet. Schauspiel sowie Produktion ist männlich dominiert.
Käthe Leichter war eine der ersten Sozialwissenschaftlerinnen und als Gewerkschafterin aktiv, trat für Rechte der Arbeiterinnen ein und erforschte diese. Vor ihre Deportierung durch das NS Regime leitete sie als erste Frau das Frauenreferat der Arbeiterkammer.
Der Käthe Leichter Preis wurde während der ÖVP-FPÖ Regierung in dieser Form abgeschafft, was die Grundwerte der damaligen Regierung wiederspiegelt und zeigt, dass das Faschismusthema heute aktueller denn je ist.
Im Krieg übernahmen Frauen zunehmend Arbeiten, die Männer vormals ausgeübt haben. Unter anderem auch im öffentlichen Bereich als Straßenbahnfahrerinnen. Der Beruf wurde ihnen bis dahin aufgrund von Klischees, wie die Frau hätte einen schwachen Körper oder wäre emotional ohne jegliche Rationalität ausgestattet, verwehrt. Bis heute gibt es allerdings mehr U-Bahnfahrerinnen als Straßenbahnfahrerinnen, zumal die U-Bahn Fahrt an einem düsteren Ort stattfindet, während die Straßenbahnfahrt bei Tageslicht den angenehmeren Arbeitsplatz bietet.
Der Endpunkt unserer Reise war die Universität Wien – im Arkadenhof zeigt eine Gedenktafel Marie Jahoda. Sie wurde bekannt für ihre Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ und brachte als erste Forscherin den Genderaspekt in ihre Untersuchungen ein.
Am Ende des Spaziergangs sammelten wir Spenden für den Verein Hope for the Future, der sich für Menschen in Österreich, die in der Prostitution arbeiten oder gearbeitet haben und eine Veränderung ihrer Lebenssituation anstreben, einsetzt.