Das Grätzel stellt sich – anders als etwa das Servitenviertel oder das Grätzel rund um die Votivkirche – in seiner Baustruktur sehr divers dar. Hier schmiegen sich Gründerzeitenhäuser an Gemeindebauten, dazwischen sind Volksschule, Kindergarten, Kirche und ein paar kleine Läden. Durch die Nähe zum Bahnhof war das Grätzel im Zweiten Weltkrieg Ziel der Bomben. Diese machten Flächen frei für eine Bewohner:innschaft, die heute typisch für ein Grätzel einer mitteleuropäischen Metropole sein könnte: Alteingesessene neben Neuzugezogenen, Studierende neben Gemeindebaubewohner:innen, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund...
In den letzten Jahren hat das Lichtental und der Lichtentaler Park seinem Namen keine Ehre gemacht. „Licht“ verbinden wir mit „Good Vibes“. Das Viertel aber war voller gegenseitiger Anschuldigungen und rassistischer Anfeindungen, Streit um die Nutzung des Parks, einer Petition zur Schließung des Jugendzentrums und unzähliger heftig ausgefallener Polizeikontrollen an Jugendlichen. Doch viele wollen das so nicht hinnehmen. Auch die AG Gewaltprävention, ein Zusammenschluss von Sozial- und Bildungseinrichtungen sowie Bezirksrät:innen im Bezirk, engagiert sich für ein gutes Zusammenleben aller ohne Ausschlussmechanismen.
Zurück in den Park- endlich finden wir einen passenden Ort. Am Zaun des Fußballkäfigs hängt eines der Plakate, laminiert in Größe A3 trotzt es der winterlich feuchten Witterung. Es ist der Hintergrund, den wir für das Interview mit Jasmin Rehrmbacher gesucht haben. Jasmin hat als Künstlerin den Prozess zur Gestaltung von drei Plakaten zum Thema „Platz für Alle“ konzipiert und durchgeführt. Dabei hat sie mit weiblichen Jugendlichen aus den beiden offenen Jugendeinrichtungen im Bezirk gearbeitet.
Die Mädchen und jungen Frauen teilten in Worten, Bewegungen und Zeichnungen ihre Wahrnehmung zum öffentlichen Raum und was dieser für sie bereithält. In einem künstlerischen Prozess flossen das Material, die gewonnenen Eindrücke und Realitäten aus dem Bezirk äußerst sensibel und sehr gelungen in drei Plakaten zusammen. „Es kommt auf jede Person an, die im Jugendzentrum oder im öffentlichen Raum für jemanden da ist“, das will Jasmin den Mädchen mitgeben.
Aktualisierung erforderlich!
Um die VideoDatei abspielen zu können, aktualisieren Sie bitte Ihren Browser oder installieren Sie eine aktuelle Verison des Flash plugins.
Die Vernissage der Plakate fand am 6. Dezember mit Saya Ahmad, Bezirksvorsteherin vom Alsergrund, und Jasmin Rehrmbacher im Zentrum 9, Jugendeinrichtung mitten im Lichtental, statt. Die Plakate sind in Einrichtungen am Alsergrund zu sehen. Wer die Plakataktion unterstützen möchte, kann sich gerne hier für Kopien melden.
Als Stadtbewohner:innen sind wir Profis darin, auf engem Raum gut zusammenzuleben. Nicht alle Menschen haben den gleichen Bedarf am öffentlichen Raum, weil Privilegien und Ressourcen massiv ungleich verteilt sind. Nicht alle Menschen sind gleich sichtbar oder hörbar. Schauen wir auf unsere Mitmenschen, damit auch sie den Platz haben, der ihnen ein gutes Leben ermöglicht.
2025 werden gemeinsam mit der Jugendarbeit von „StoP Partnergewalt“ Begehungen des Parks stattfinden. Nicht nur Mädchen machen Ausgrenzungserfahrungen im öffentlichen Raum. Auch Kinder und Burschen erleben Ausgrenzung und geben diese oft an andere Stelle weiter. |
Ein Projekt der AG Gewaltprävention unterstützt von